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Praxis für Funktionelle & Orthomolekulare Medizin
Mikrobiom-Diagnostik & Darmtherapie
Die Erforschung des Darm-Mikrobioms ist noch vergleichsweise jung und wird auch in den nächsten Jahren Gegenstand zahlreicher Studien sein.
Immer mehr Untersuchungen zeigen einen Zusammenhang zwischen Mikrobiom und Allergien, Autoimmunerkrankungen und anderen Krankheiten. Wie es zu Schäden am Mikrobiom kommt und ob diese Schäden bestimmte Erkrankungen bedingen oder umgekehrt, das ist oftmals nicht geklärt. Auch erweist es sich bisher als schwierig, verlorengegangene Bakterienstämme (etwa durch Antibiotika-Behandlungen) allein durch die Einnahme von Probiotika dauerhaft wieder anzusiedeln. Ernährungsanpassungen, der therapeutische Aufbau der Darmschleimhaut und die Beseitigung von rezidivierenden Entzündungen helfen einen Zustand zu schaffen, in dem die guten Bakterien wieder die nötige Lebensgrundlage finden.
Diagnostische Möglichkeiten
Stuhl-Untersuchungen
Mit einer Stuhluntersuchung können viele Fragen beantwortet werden: sind die vorhandenen Bakterien im Gleichgewicht und sind zum Beispiel genug Säurebildner und genug Butyratbildner da? Ist der pH-Wert in Ordnung? Sind pathogene, also krankmachende Keime oder Pilze vorhanden? Sind immunologische oder inflammatorische (entzündliche) Prozesse im Gange? Wird die Nahrung vollständig verdaut und werden die Nährstoffe korrekt aufgenommen?
Die Darmflora - also die Vielfalt und Verteilung der vorhandenen Darmbakterien, kann im Labor durch zwei verschiedene Methoden untersucht werden: Bakterien können kulturell angezüchtet oder molekulargenetisch bestimmt werden. Viele weitere Laborparameter ermöglichen einen sehr differenzierten Einblick in Ihre Darmgesundheit:
Bakterien-Kultur: Vor- und Nachteile
Mittels Bakterien-Kultur können einige Keime angezüchtet werden, um so eine quantitative Aussage zu erhalten. Das entsprechende Laborprofil ist verhältnismäßig günstig, gleichzeitig ist aber auch die Zahl der kultivierbaren Bakterien recht gering. Strikt anaerobe Bakterien, also solche, die bei Kontakt zu Sauerstoff untergehen, lassen sich nicht kultivieren. Darunter fällt unter anderem auch der Großteil der wichtigen Butyratbildner.
Molekulargenetische Untersuchung: Vor- und Nachteile
Viele verschiedene Bakterien und ihre Balance untereinander können auf diese Weise nachgewiesen werden. Darunter auch die beiden wichtigen darmschützenden Bakterien Faecalibacterium prausnitzii und Akkermansia muciniphila. (Da beide strikt anaerob sind, lassen sie sich nicht mittels Kultur nachweisen.) F. prausnitzii ist beispielsweise einer der wichtigsten Butyratbildner in unserem Darm. Bei der Molekulargenetischen Analyse werden aus ca. 300 detektierten Bakterien ein Dysbiose-Index (Balance der Bakterien), die bakterielle Diversität und Profile zu einzelnen Funktionsgruppen ermittelt. Je nach Labor gibt es unterschiedliche Analyseverfahren. Das IMD Labor Berlin arbeitet mit einer standardisierten PCR-Analyse. Der Vorteil standardisierter Verfahren liegt darin, dass dadurch die Ergebnisse verschiedener Labore vergleichbar werden. Das ist nicht nur für den einzelnen Patienten ein Gewinn, sondern ermöglicht einen Erkenntniszuwachs für die Mikrobiom-Diagnostik an sich.
sekretorisches IgA, Calprotectin, Alpha-1-Antitrypsin, Zonulin, iFABP, SCFAs
Mit der Mikrobiomdiagnostik können nicht nur Aussagen über die Bakterienzusammensetzung getroffen werden. Auch der Zustand der Darmbarriere/Darmschleimhaut und die Immunfunktion des Darms können beurteilt werden. Dazu dienen unter anderem folgende Parameter: Alpha-1-Antitrypsin (Stuhl): Dieses große Protein wird in der Leber gebildet und tritt nur bei einer geschädigten Darmbarriere in den Stuhl über. Erhöhte Werte können im Stuhl ein schweres Defizit der intestinalen Barriere nachweisen. Bei leichten Defekten ist das Alpha-1-Antitrypsin nicht sensitiv genug. Calprotectin (Stuhl): Dieses Protein wird zur Beurteilung der Entzündungsaktivität der Darmschleimhaut bei entzündlichen Darmerkrankungen genutzt. Darüber hinaus kann es zum Therapiemonotoring bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa bestimmt werden. sekretorisches Immunglobulin A (sIgA): Das sIgA wird von der Darmschleimhaut ausgeschüttet und lässt Rückschlüsse auf die Immunabwehr des Darms zu. Zu hohe Werte weisen auf Entzündungen/Abwehrreaktionen des Darms hin, zu niedrige Werte können zum Beispiel bei Allergien, Infektanfälligkeit oder Darmmykosen vorliegen. Intestinales Fatty Acid Binding Protein (iFABP, im Serum): Dieses Protein kommt in den Zellen der Darmwand vor und ein zu 100 % darmspezifischer Parameter. Werden die Zellen der Darmwand geschädigt, gerät iFABP in den Blutkreislauf und ist im Serum messbar. Es ist damit ein valider Biomarker für die Qualität der Darmbarriere. Zonulin (Stuhl + Serum): Zonulin wird bei entzündlichen Prozessen von Zellen der Dünndarmwand ausgeschüttet und ist ebenfalls ein Biomarker für die Qualität der Darmbarriere. Eine Messung im Stuhl ist möglich, aber nicht so aussagekräftig wie die Bestimmung im Serum. Short-chain fatty acids (SCFAs) = kurzkettige Fettsäuren: Sie schützen die Darmbarriere, beeinflussen aber ebenso den Glukosehaushalt und die Regulation von Hunger und Sättigung. Kurzkettige Fettsäuren entstehen im Dickdarm bei der Vergärung von Kohlenhydraten (z.B. Ballaststoffe oder resistente Stärke). SCFAs werden je nach Indikation im Stuhl oder im Serum bestimmt.
Warum kein Postversand von Stuhlproben?
Eine aktuelle Untersuchung des IMD Labors Berlin hat eindrucksvoll belegt, dass Stuhlproben ebenso empfindlich sind wie Blutproben. Transportdauer und Temperaturschwankungen wirken sich verheerend auf die Laborergebnisse aus. Daher wertet das IMD Labor Berlin keine Proben mehr aus, die mit der Post versendet wurden. Ich unterstütze diese Vorgehensweise ausdrücklich und biete meine Stuhldiagnostik daher ausschließlich mit dem IMD Labor Berlin an. Die Ergebnisse der Studie: Schon 3 Tage Raumtemperatur verändern deutlich Bifidobakterien, Laktobacillen und sekretorisches IgA. Dramatisch wirkt sich der Postversand im Sommer aus: Bifidobakterien und E.coli fallen bei allen Patienten drastisch ab, Laktobacillen steigen an, sekretorisches IgA verschwindet vollständig. Die Laboranalytik dieser Proben ist damit wertlos. Das IMD-Labor Berlin schreibt dazu auf seiner Internetseite: „Wir bitten Sie, diese alternativlose Maßnahme zu unterstützen. Nur so kann ein medizinisch wertvoller Befund erstellt werden. Nur so haben wir Argumente und müssen uns nicht als Voodoo-Mediziner bezeichnen lassen.“ Den Satz „Stuhldiagnostik ist Voodoo-Medizin“ hatte Prof. Thomas Frieling (Chefarzt am Helios Klinikum in Krefeld) im vergangenen Jahr auf einer Pressekonferenz anlässlich der neuen S3-Leitlinie Reizdarm geäußert. Seine Begründung: „Diese Stuhl-Ökogramme haben keine klinische Bedeutung, wegen der in der Praxis langen Transportzeiten, wodurch sich die Zusammensetzung der Mikroben komplett verändert. Das, was im Labor ankommt, ist nicht repräsentativ für das, was im Darm zu finden ist“.
Was sind eigentlich Butyratbildner und warum sind sie so wichtig?
Butyrat ist die wichtigste Energiequelle der Darmzellen. Aber was genau ist Butyrat eigentlich? Butyrat ist das Salz der Buttersäure und diese wiederum gehört zu den kurzkettigen Fettsäuren (SCFA = short-chain fatty acid). Die Buttersäure wird von bestimmten Darmbakterien gebildet. (Die Begriffe Butyrat und Buttersäure werden häufig synonym verwendet, auch wenn das genau genommen nicht ganz richtig ist.) Butyrat ist die Hauptenergiequelle der Darmzellen. Daneben steuert es auch immunologische Abwehrkräfte des Darms und beeinflusst verschiedene Stoffwechselwege im ganzen Körper, zum Beispiel in der Leber oder im Gehirn. Ein chronischer Mangel an Butyrat steht in Verbindung mit Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes, Adipositas oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Zudem erhöht ein Butyrat-Mangel das Risiko von Infektionskrankheiten im Darm. 2017 sind Forscher des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) den Butyrat-produzierenden Darmbakterien auf die Spur gekommen und konnten im Durchschnitt mehr als 20 verschiedene Butyrat-bildende Arten im Darm einer Person entdecken.